Von Anfang an war ich von der Präsenz und Ausstrahlung des Kulturhaus Mestlin fasziniert, und meine Begeisterung wuchs mit jedem weiteren Blick. In den drei Tagen, die ich für die Außenaufnahmen investierte, und in weiteren drei Tagen für das Innere des Gebäudes, entdeckte ich immer wieder neue Details, überraschende architektonische Zusammenhänge und eine beeindruckende Raumfunktionalität.
Die Außenhülle und die Fassaden mit ihren vier markanten Portiken zogen mich als Erstes in ihren Bann. Dabei interessierte mich nicht nur die Architektur an sich, sondern auch die Beziehung des Gebäudes zu seiner Umgebung – die Art, wie es in einen Dialog mit dem Außenraum tritt. Ich ließ mich von dieser Dynamik leiten und hielt den Blick auf das Kulturhaus fest, wie es mit seiner Umgebung interagiert.
Im Inneren offenbarte sich eine erstaunliche Vielfalt an Räumen, jeder mit einer eigenen Geschichte und Atmosphäre. Diese Räume hielten mich drei volle Tage gefangen, und ich suchte nach Wegen, mein Raumgefühl durch die Anordnung vorgefundener Objekte und Möbel zu verdeutlichen. Oft stellte ich sie um, um die Energie des Ortes einzufangen und neu zu interpretieren.
Die Gelegenheit, ein Gebäude wie das Kulturhaus Mestlin, das so tief in die Geschichte der Region verwurzelt ist, auf eine ganz persönliche und individuelle Weise zu erfassen, war ein unvergessliches Erlebnis. Diese Erkundung war eine Reise durch Raum und Zeit, die mich zutiefst inspiriert hat und die ich in meinen Bildern aufleben lasse.
Das Dorf Mestlin mit seinen damals etwa 700 Einwohnern gehörte zu den ersten drei Orten in Mecklenburg-Vorpommern, die im Auftrag der DDR-Regierung zum Ausbau als sozialistisches Musterdorf bestimmt waren. Um den zentralen Platz gruppieren sich neben Wohnbauten ein Schulbau, eine Vorschuleinrichtung, Verkaufseinrichtungen mit Gaststätte, das Gebäude des Gemeinderates mit Post und Sparkasse sowie eine Polyklinik. Den Mittelpunkt am Marx-Engels-Platz bildet jedoch das nach Plänen der Schweriner Architekten Erich Bentrup, Günter Kawan und Heinrich Handorf erbaute Kulturhaus. Das gesamte Ensemble ist ein zu Stein gewordenes Symbol der sozialistischen Idealordnung.
Seit Juli 2008 nimmt sich der Verein Denkmal Kultur Mestlin e. V. des Erhalts des Kulturhauses sowie des umliegenden Gebäudeensembles an und organisiert Ausstellungen sowie andere kulturelle Veranstaltungen. Der Verein wurde am 13. November 2017 für sein Engagement mit dem „Deutschen Preis für Denkmalschutz“ ausgezeichnet.