Es ist eine Schönheit, die am Ufer liegt. Das warme Rot der Backsteinhäuser, das kräftige Grün der Wiesen, die weißen Rinder, die am Flussufer grasen, ergeben ein idyllisches Bild. Genau solch ein hinreißendes Motiv würde man sich aussuchen, um das ideale Dorf zu illustrieren.
Karthane heißt das Flüsschen, als sei es eine antike Tragödin, dabei murmelt es nur eilig durch die Wiesen in Richtung Elbe. Die Schönheit ist Klein Lüben, ein Ortsteil von Bad Wilsnack im Nordwesten Brandenburgs. Gelegen so ungefähr in der Mitte der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin, in der Prignitz, unweit der Mündung der Havel in die Elbe. Das ganze Gebiet um Bad Wilsnack ist Teil des „Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg“, mit anderen Worten: hier ist es richtig schön, und das kilometerweit, denn das Land ist flach, sandig, übersichtlich.
Uwe Nölke ist Business-Fotograf, das heißt, er fotografiert Menschen in Unternehmen, aber auch das Erscheinungsbild von Unternehmen, sprich Architektur. So lag für ihn 2006 die Idee ziemlich nahe, Klein Lüben und seine Einwohner zu porträtieren. Ist doch die Fotografie, verantwortungsvoll und mit Bedacht betrieben, eine wunderbare Möglichkeit, mit fremden Menschen in Kontakt zu kommen. Neugier, Entschlossenheit und ein visuelles Konzept auf Seiten des Fotografen sind dazu unabdingbar. Schon allein wegen der bekannten „Was der Bauer nicht kennt…“-Regel. Geduld zahlt sich aus.
Um die Zeitlosigkeit des dörflichen Lebens – den Plausch über den Gartenzaun, die Hausschlachtung, die Natur darum herum – darzustellen, entschied sich Uwe Nölke für die klassische Schwarzweiß-Fotografie. Optimal kommen die handwerklich perfekten Fotoarbeiten im großen Format der Ausstellungsabzüge zur Geltung. Klassisch sollte es sein, aber keineswegs nostalgisch. Das wäre der Situation eines Dorfes heutzutage gar nicht angemessen, zumal nicht der eines Dorfes auf dem Gebiet der ehemaligen DDR.